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ARMY MAGAZINE

BTS TRENNEN SICH – VON TOXISCHEN STANDARDS FÜR MENTALE GESUNDHEIT

„Nein, BTS lösen sich nicht auf.” „Sie trennen sich nicht, sie veröffentlichen jetzt nur mal mehr Solo-Projekte.” Wenn ihr wie die meisten ARMYs seid, kann es gut sein, dass ihr diese oder ähnliche Sätze immer wieder gesagt habt, nachdem BTS ihr mittlerweile berühmtes 2022 FESTA-Video veröffentlicht hatten. Als die Mitglieder verkündeten, dass ihr nächstes Kapitel neue individuelle Musik von ihnen bereithält, wimmelte es nur so von Skepsis und Fehlinformation. Warum ist es für die Welt so schwer zu verstehen, dass Erholung und Entfaltung keiner Auflösung gleichkommen? Warum tun viele marginalisierte Menschen, die an der Spitze ihres Arbeitsbereichs stehen, dasselbe, und was könnte das dafür bedeuten, gesündere Beziehungen zu unseren Leidenschaften zu schaffen?


Wenn es Tränen erfordert, sich selbst zu lieben


Im Zeitalter der viralen „Wellness-Bewegung” versprechen digitale Produktplatzierungen, dass man die positiven Auswirkungen von Selbstfürsorge ganz einfach erhält, indem man die neuesten ätherischen Öle kauft und sich eine leckere Mahlzeit gönnt. Jedoch trifft es ein kraftvoller Artikel ganz gut: „Selbstfürsorge ist oftmals eine sehr unschöne Sache.” Aktive Maßnahmen zu setzen, um wahrhaftig zu heilen, verlangt oft die Arten von Veränderung, die nicht gerade einfach sind – wie beispielsweise den Terminplan umzustellen oder den Job zu kündigen.


Das ist für BTS besonders schwierig; immerhin beruht das Image eines Idols darauf, mühelos glamourös und beliebt zu sein – eine Entscheidung zu treffen, die weder das eine, noch das andere ist, ist so gut wie noch nie passiert. Das Risiko ist umso größer, wenn man BTS’ Rolle als Wegbereiter im Westen betrachtet, wo Probleme mit mentaler Gesundheit bei erfolgreichen Menschen, die sich als BIPOC (Schwarze und Indigene Menschen sowie People of Colour) identifizieren, immer größer werden – durch den Druck und die Diskriminierung, die damit einhergehen, marginalisiert zu sein.


Überall sind sich die Besten der Besten einig: Die Dinge müssen sich ändern


BTS haben in ihrer Musik viel darüber offenbart, wie der Druck der immer größer werdenden Berühmtheit und des wachsenden Erfolgs in Kombination mit chronischen psychischen Krankheiten und Burnout durch so einen intensiven Beruf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden geschädigt haben, während sie im Rampenlicht standen. Sie sind nicht allein. In den letzten Jahren haben sich wirkliche Ausnahmeathlet:innen wie die Turnerin Simone Biles und die Tennisspielerin Naomi Osaka auch dazu entschieden, Pausen einzulegen, als sie an der Spitze ihrer Karriere zu sein schienen. Alle diese jungen Menschen, die in die Geschichte eingingen, gaben ähnliche Gründe für ihre Umorientierung an und allen wurde mit ähnlicher Kritik und Skepsis seitens der Medien begegnet.


Warum machen alle eine Pause und wieso sind die Reaktionen darauf so negativ? Im Grunde genommen läuft es auf eine ungesunde Struktur hinaus, die für uns alle schädlich ist: größere Systeme, die Talent und Leidenschaft in Konsumgüter gegen Profit verwandeln. RM sprach sehr direkt an, dass ihn der Anspruch auf kontinuierliche Musikproduktion innerhalb des Idol-Systems davon abgehalten habe, sich zu entwickeln – Naomi Osaka betonte ebenso, dass der zermürbende Trainingsplan und der „harsche, prüfende Blick” der Öffentlichkeit, dem man als Elite-Athlet:in ausgesetzt ist, es ihr schwierig machten, auf dem Tennisplatz ihr Bestes zu geben.


Internet-Trolle und Gegner:innen mögen damit argumentieren, dass „the Grind” (dt. etwa „Strebern”/„hartes Arbeiten”) nun mal der Preis für den Erfolg sei. Der wachsende Trend, keine toxische Gebühr zu zahlen, um das, was man liebt, auf dem höchsten Niveau tun zu können, zeigt aber, dass vielleicht niemand von uns sie zahlen muss. Es ist mehr als unrealistisch, davon auszugehen, dass BTS oder irgendjemand sonst ihren Erfolg beibehalten können, ohne sich zu verändern, einen Schritt zurück zu machen oder einen anderen Weg einzuschlagen; es ist offen entmenschlichend, weil es ihnen die Fähigkeit abspricht, zu wachsen.


BTS und Schwarze Traditionen gegen Unterdrückung (Selbstfürsorge-Version)


Obwohl die Reaktionen zu BTS von denen zu Osaka und Biles aufgrund von Unterschieden in Gender, Ethnizität, Kultur und Beruf abwichen, bringen die Ähnlichkeiten doch ein wichtiges Muster zum Vorschein, das die eigentliche Wichtigkeit und Schwierigkeit von Selbstfürsorge unterstreicht. Wenn niemandem Zeit zum Atmen gegeben wird, nehmen sich Menschen einfach trotzdem ihre Zeit und erhalten dafür Kritik und Skepsis. Es wird vollkommen klar, dass Selbstfürsorge mächtig und bedrohlich ist, sobald es den Profit anderer Menschen herausfordert.


Diese Strukturen heben jedoch die Wurzeln der gesamten „Selbstfürsorge”-Bewegung hervor: Schwarze radikale Denker:innen im späten 20. Jahrhundert, die ausbeutende Lebens- und Arbeitsbedingungen herausforderten (inklusive Künstler:innen, die BTS’ gesellschaftskritische Musik inspiriert haben). Die queere Schwarze Aktivistin Audre Lorde schrieb während dieser Zeit diese berühmten Worte: „Mich zu übernehmen bedeutet nicht, mich zu dehnen. Ich musste akzeptieren, wie schwierig es ist, den Unterschied zu erkennen… mich um mich selbst zu kümmern ist nicht Selbstgefälligkeit, sondern Selbstbewahrung, und das ist ein Akt politischer Kriegsführung.” Mit anderen Worten: BTS fordern mit dieser Auszeit viele sehr mächtige Systeme heraus, was charakteristisch für die Gruppe und ihre Fans ist, aber angsteinflößend für alle anderen.


Hoffnungsvolle Veränderungen warten noch auf uns


BTS’ Entscheidung, ein neues Kapitel in ihrer Karriere zu beginnen, beruht auf der Liebe für ihre Kunst und zueinander – sie geht nicht auf Streit oder Drama zurück. Sie betonen ständig, dass die Musik jedes einzelnen Mitglieds die gesamte Gruppe inspiriert; das Ziel ist, „Zeit getrennt zu verbringen, um zu lernen, wieder eins zu sein” – diesmal mit viel weniger Druck. Dieses neue Kapitel als leicht verschleierte Auflösung abzutun, ignoriert Probleme von Unterdrückung und Überlastung, die weit über bloße Musik hinausgehen. Wegweisende und erfolgreiche Personen weltweit priorisieren es, sich um sich selbst und ihre Tätigkeit zu kümmern und weniger um Profit und Ruhm. Als ARMY haben wir eine mächtige Stimme – indem wir diese Entscheidungen unterstützen, können wir helfen, größere Strukturen in unserer Gesellschaft zu verbessern.


Verfasst von: Mariko

Editiert von: Lisa

Gestaltet von: Achan

Übersetzt von: Vicky

Übersetzung editiert von: Annika & Cece


ARMY Magazine gehören keine der Bilder/ Videos in unserem Blog. Es ist keine Urheberrechtsverletzung beabsichtigt.


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